Bericht: Geführte Waldbegehung in Hartheim am Rhein

Am 31.07.22 veranstaltete die Linke Liste Solidarischer Breisgau-Hochschwarzwald (LISB) eine geführte Wanderung durch den Hartheimer Rheinwald. Die Forstingenieurin Julia Gojowczyk und der Forstwirt Clemens Hurst informierten die Teilnehmer*innen über den Zustand des Waldes, die Auswirkungen des Klimawandels und die Herausforderungen für die Forstwirtschaft.

Der Gruppe angeschlossen hatte sich auch ein ortsansässiger Jagdpächter, der aus Sicht der Jägerschaft berichtete. Zwischen dem Forst und der Jägerschaft gibt es seit jeher großes Konfliktpotential. Umso bemerkenswerter, dass bei unserer Veranstaltung hier ein konstruktiver, wertschätzender Austausch stattfand.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Hartheimer Rheinwald mit der als anspruchslos geltenden Kiefer aufgeforstet. Durch den Klimawandel und die damit einhergehende Trockenheit, in Verbindung mit den wachstumsschwachen Sand- und Kiesböden, ist die Kiefer hier in den letzten Jahren nahezu komplett ausgefallen. Der Kiefernprachtkäfer sowie diverse Pilze trugen ebenfalls zu einem großflächigen Absterben bei. Man setzte daher auf eine Aufforstung mit Laubhölzern, wie z.B. Bergahorn, Winterlinde, Hainbuche, Robinie. Trotz mehrmaligem Nachbessern gab es immer wieder großflächigen Ausfall. Der Forst brachte nur noch Defizite ein. Die Gemeinde Hartheim entschied sich daher das rund 593 Hektar große Waldstück aus der Bewirtschaftung zu nehmen.

Der Hartheimer Rheinwald ist nur ein Beispiel für den schlechten Zustand der Wälder. Viele Baumarten haben mit den verschiedensten Krankheiten oder Schädlingen zu kämpfen. Allen voran Trockenstress. Beispielsweise hat die Fichte durch die Trockenheit große Probleme Harz zu produzieren, welches sie vor Borkenkäferbefall schützt.

Im Hinblick auf die Zukunft empfiehlt es sich daher, auf stabile Mischbestände statt Monokulturen zu setzen. Eine weitere Empfehlung wäre, mehr auf Naturverjüngung statt Pflanzung zu setzen, da diese eine ungestörte Wurzelentwicklung (Kulturpflanzen werden mehrfach unterschnitten und weisen oft Wurzeldeformationen auf), sowie eine bessere Vitalität (bei Kulturen oft Pflanzschock) und Stabilität besitzen. Zudem sind die Kosten bis zur gesicherten Kultur bei einer Pflanzung wesentlich höher.

Kritisch zu betrachten sind die sogenannten Ausgleichsmaßnahmen, die geleistet werden können, damit Bäume gefällt werden dürfen. Diese sind teilweise völlig unverhältnismäßig. Verdeutlicht wurde dies durch das Beispiel eines Kieswerkes, welches wieder in Betrieb genommen werden sollte. Für die teilweise Rodung eines Waldstückes wurden als Ausgleich lediglich 18 Nistkästen aufgehängt.